Warum sollte es in diesem Jahr ausgerechnet nach Usbekistan gehen? Was gibt es hier zu sehen? Welche Besonderheiten gibt es hier?
Ganz einfach - Als ich mit Lieblingstochter vor Jahren in Indien war, wurden überall die alten Herrscher gelobt. Sie haben das Land aufblühen lassen. Sie haben den Indern ihre Religion gelassen und durch Hochzeiten mit Einheimischen ein gutes Verhältnis gepflegt. Sie brachten viel Kapital und Bildung mit. Diese sog. Moguln kamen aus Usbekistan.
Es gibt ein Parlament und einen Senat, 250 Abgeordnete insgesamt. Es gibt 4 Parteien, kaum Korruption. Über ein Internetportal werden Korruptionsvorfälle gemeldet und es wird hart dagegen vorgegangen.
Grund und Boden gehören dem Staat, das steht so in der Verfassung. Ausländische Firmen haben höchstens 49 %, der Staat behält die Mehrheit. Bauern können Land pachten. Land wird begutachtet und es wird festgelegt, was angebaut wird. Der Bauer bekommt Saatgut und vergünstigten Treibstoff. Es wird festgelegt, was der Bauer zu liefern hat und welchen Preis er erzielt. Angebaut werden Reis, Baumwolle, Weizen, Obst. Die großen Baumwollfelder aus sowjetischer Zeit werden nun ersetzt durch Plantagen mit Tropfenbewässerung. Die Seidenproduktion ist sehr groß.
Wenn die Menschen auf dem Dorf Geld übrighaben, kaufen sie Vieh aus Geldanlage. Die Inflation ist hoch. Auf dem Basar verkaufen die Bauern ihre Produkte. Es wird viel gehandelt.
Privat sind Baugrundstücke für Häuser. Grundstücke vor dem Haus dürfen kostenfrei genutzt werden. Privathäuser werden auch mit Lehm gebaut. Der Bauherr besorgt das Material, Spezialisten mischen Lehm und Stroh auf der Baustelle, formen Steine und bauen. Wände entstehen in 1 m Schichten alle 14 Tage.
Es gibt viele Bodenschätze wie Gas, Öl, Gold, Kupfer, Buntmetall.
Krankenversorgung ist kostenfrei, Bildung auch. Es gibt auch private Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen. Die sind aber schlechter, weil die Angestellten in den staatlichen Stellen ihre Qualifikation nachweisen müssen.
Autos werden fast ausschließlich im Land gebaut. Eigenbau ist Chevrolet, es gibt Werke von Chinesen BYD und LI. Jede Menge Elektroautos und Ladestationen. Reichweite 600 km und mehr. Ladezeit 15 Min für 50%. Edelautos haben auch mal 2 Batterien.
LKWs fahren mit Gas. Diesel und Benzin sind teurer.
Im Winter herrschten einmal -25 bis -33 °C. Gas und Strom waren ausgefallen. Die Menschen haben zusammengehalten und die Probleme nachbarschaftlich selbst gelöst. Solch eine Zusammenhalt sah man überall.
Geheizt wird hauptsächlich mit Gas. Entferne Orte haben Flaschen.
Die Mehrwertsteuer beträgt 12%.
Es gibt praktisch keine Arbeitslosen. Der Bildungsstand ist hoch. Drogenprobleme gibt es kaum, weil die Strafen hoch sind. Alkohol ist Medizin!
Rente gibt es mit 60 für Männer und 55 für Frauen. Besondere Berufe gehen mit Anfang 40 in Rente und beziehen eine gute Rente. Das sind z.B. Polizisten und Berufssoldaten.
Die Bevölkerung wächst rasant. Es geht den Menschen gut.
Zwischen Buchara und Samarkand sahen wir ein Solarkraftwerk mit einer Fläche von 400 ha.
Wir wurden von einem Polizeiauto mit nachfolgendem Bus überholt. Dieses Gespann begegnete uns später im Restaurant in Samarkand. Die Reisenden waren russische Kinder aus Wladiwostok.
Die Brücke über den Amudarja ist kombiniert - Eisenbahn (russische Spur) und Autos. Sie wird von Militär bewacht. Hinter der Brücke begann sehr schnell die Wüste Kysylkum. Die wollten wir in einem halben Tag durchqueren.
Leider hatten wir eine Autopanne. Der Fahrer fuhr noch langsam weiter bis zu einer Bauruine mitten im Nichts. Das Gebäude spendete uns und dem Auto Schatten. Das war wichtig bei einer Temperatur von 43 °C. Der erfahrene Fahrer hat in aller Seelenruhe sein Werkzeug ausgepackt, sich umgezogen und repariert. Auf der Schotterfläche vor dem Haus fand sich ein Draht, der gute Dienste leisten sollte. Am Ende hatte der Held des Tages sogar Seife dabei, um sich die Hände zu waschen. Leider platzte der Schlauch nach wenigen Kilometern erneut. Der Fahrer stoppte an einer kleinen Polizeistation auf der Autobahn. Der freundliche Polizist zog sich seine Uniform an und stoppte mehrere LKW. Einer hatte tatsächlich ein Teil dabei, das erfolgversprechend aussah. Dieses Teil schenkte uns der freundliche LKW-Fahrer. Mit einen schwabbeligen Stück Sägeblatt und viel Geduld trennten der Fahrer und der Polizist das Rohr auf das passende Maß. Tatsächlich funktionierte dieses Teil bis zum Ende der Reise. Nach einem kurzen Sandsturm hatten wir etwas mit Sand im Mund zu kämpfen. Das verschaffte uns eine kleine Vorstellung von dem, was die Reisenden auf der Seidenstraße damals auf sich nahmen. Die brauchten für die gut 400 km mit ihren Kamelen 10 bis 12 Tage.
Interessant fand ich auch, was der Polizist über seinen Job berichtet hat. Nach Einbruch der Dämmerung stoppt er alle Fahrer, die seiner Meinung nach übermüdet sein könnten. Die fahren Schlangenlinien sagt er. Diesen verpaßt er dann eine Zwangspause von einigen Minuten.
In der Wüste leben viele Tiere. Vögel, Insekten, Säugetiere, Pflanzen. Der Wüstenvaran, die Kobra und die Natter sind hochgiftig. Heuschrecken sind allgegenwärtig, imposante Tierchen aber sehr gefräßig.
Zum Abendessen in Buchara berichtete uns der Guide von einem einheimischen Bauernmarkt, auf dem die Bauern morgens vom Sonnenaufgang bis ca. 8 Uhr ihre Waren verkaufen. Diesen Markt versuchten wir am nächsten Morgen zu finden. In den kleinen Gassen gab das Navigationssystem auf. Die Leute sprechen aber alle russisch. Ich habe dann einen alten Mann höflich auf russisch nach dem Markt gefragt. Das hat ihn offensichtlich erfreut und er zeigt uns mit einem lächelnden Gesicht voller Goldzähne den Weg. Im Nachsatz lud er uns zu einer Tasse grünem Tee ein. Interessant war das Zusammentreffen mit den Menschen auf dem Markt. Sie sind offen und wißbegierig. Zwei Damen in meinem Alter fragten mich, wo ich herkomme. Artig habe ich auf russisch geantwortet. Die nächste Frage war Ost oder West. Als ich mit GDR geantwortet hatte, fragten sie gleich weiter, welches System das bessere sein. Das war nicht so einfach zu erklären. Als Dankschön gab es dann eine Plaume und einen Pfirsich geschenkt :)
Der Markt und die gesamte Umgebung waren angenehm sauber. Die Stimmung war entspannt und freundlich.
Immer schon ist in Usbekistan Bildung sehr wichtig. 11 Jahre sind Pflicht. Die Frauen bekommen nach der Geburt einen Kindes 1 Jahr Urlaub bei 70 % Gehalt. Zwischen 3 bis 7 Jahren werden die Kinder im Kindergarten mit Essen versorgt. Bestellt wird per Telegramm App. Das letzte Jahr ist Vorschule. Schule beginnt zwischen 8 bis 9 Uhr. Im einheitlichen Schulsystem sind die Bücher frei. Russisch ist von Anfang an Pflicht. Zusätzliche Fremdsprachen sind Englisch und Deutsch. In der Lunchbox sind Süßigkeiten verboten, Cola auch. Nach der 9. Klasse ist Berufsausbildung möglich. Abitur gibt es nicht. Uni macht im August eine Aufnahmeprüfung mit multiple choice. Basis ist 11. Klasse. Abhängig vom Ausgang der Aufnahmeprüfung gibt es ein Stipendium. Wer das nicht schafft zahlt 600 bis 1000 € pro Jahr. Bedürftige zahlen nichts. Schuluniformen sind aus einfachstem Stoff - schwarze Hose / Rock und weißes Hemd. Schminken und bauchfrei sind verboten. Handy ist verboten. Elektronische Geräte sind nicht üblich.
In den Ferien gibt es Veranstaltungen für Kindern (ähnlich unseren Ferienspielen von früher), die von der Kommune organisiert und bezahlt werden. Die Eltern tragen nur einen symbolischen Teil, mit dem der Lehrer bezahlt wird.
Die Koranschulen haben früher natürlich auch den Koran gelehrt. Vor allem studierten die Schüler aber Naturwissenschaften, Medizin, Kunst, Sprachen ... wie an einer normalen Uni. Jeweils 2 Studenten teilten sich ein sehr spartanisch eingerichtetes Räumchen (hab's fotografiert).
Es ist üblich, daß Kinder ab etwa 12 Jahren nachmittags regelmäßig stundeweise in Betrieben Praktika machen. Dort werden sie angelernt und bekommen auch etwas Lohn, wenn der Meister sie gewinnbringend einsetzen kann. Am Ende sind sie im gewünschten Beruf schon recht gut ausgebildet.
Auffällig ist der künstlerische Stil, mit dem hier immer schon gestaltet wurde. Nicht nur die großen Koranschulen mit ihren riesigen und aufwendig verzierten Kachel-Fassaden, auch die Innengestaltung der Gebäude ist sehr kunstvoll. Sehr auffällig waren auch die Modeläden in Taschkent. Alles sehr geschmackvoll und mit Stil gemacht.
Sobald man den touristisch genutzten Bereich verläßt, sieht die Welt etwas anders aus. Da wird viel gebaut. Ordnung und Sauberkeit lassen rapide nach.
Überwachungskameras sind weit verbreitet. Unser Guide hat von einem Aktivisten erzählt, der über 30 Kamerasysteme zerstört hat. Er wurde ermittelt und mit 27.000 € bestraft. Seine Geschichte wurde im Internet veröffentlicht und man sammelte Geld für ihn. Dabei wurde mehr Geld gesammelt, als er brauchte.
Sehr vielen Menschen träumen davon, im Westen Geld zu verdienen.
Die Produktion von Seide wird hier mit Hilfe der Bevölkerung im großen Stil betrieben. In Laboren werden die Eier in Kühlzellen gelagert. Abhängig von der Vegetationsperiode des Maulbeerbaumes gehen die Eier in private Haushalte. Die Menschen desinfizieren einen Raum, um Insekten und Ameisen abzutöten. Im Dunklen liegen dann die Eier in einer Holzkiste auf kleingeschnittenen Blättern. Dort fressen die Seidenraupen, bis sie sich verpuppt haben. Dann schlafen sie 3 Tage. In dieser Zeit werden die Kokons in Säcken gesammelt und im Labor abgegeben. Das wird gut bezahlt. Das Labor sucht dann 5 % der Kokons aus, die zur Eierproduktion genutzt werden. Der Rest wird mit heißem Dampf getötet, weil die Larven nach 3 Tagen erwachen und den Kokon zerstören würde. Die Kokons werden dann in 90 °C heißem Wasser gekocht. Das löst den Faden, der so fein ist, daß ich ihn kaum sehen oder fühlen konnte. Etwa 20 Fäden werden zusammengefaßt und aufgespult. Ein Faden ist zwischen 1 und 3 km lang und sehr hart. Der Speichel der Raupe macht den Faden hart und deshalb kocht man die Seide dann mit Seife und anderen Zusätzen weich.
In Dörfern und Stadtteilen wird von den Menschen ein Ältester (Weißbart) gewählt. Er hat als Respektsperson die Aufgabe für Frieden und Ordnung zu sorgen. Er kümmert sich um die Probleme der Menschen. Sein Wort hat Gewicht. Zusätzlich gibt es einen staatlichen Vertreter, ähnlich dem ABV aus DDR-Zeiten, der als staatlich eingesetzten Vertreter in Erscheinung tritt.
Für einen Tag war eine gemütliche Wanderung geplant. Nach dem Verlassen der Seilbahn wurden wir vom Bergführer übernommen. Zuerst mußten wir eine ca. 1,5 m hohe Mauer erklimmen. Das schaffte kein Reisender ohne Hilfe (Alter von 60 bis Mitte 70). Das war schon nicht lustig aber nur der Vorgeschmack auf den Rest der Tour. Zunächst ging es auf einem schlechten Feldweg gefühlt eine knappe halbe Stunde sehr steil bergauf. Wir mußten Pausen einlegen. Danach begann die Wanderung durch die Natur. Die Belastung mit Pollen war exorbitant hoch. Wir wurden querfeldein im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein geführt. Das gefährlichste waren aber die nicht sichtbaren Löcher im Boden. Von der Natur habe ich für den Rest des hochgradig gefährlichen Weges nichts gesehen. Nachdem ich einmal in einem Loch versunken war, konnte ich keinen Moment mehr aufschauen. Ich mußte zwangsweise jeden Schritt sehr langsam und hoch konzentriert gehen. Es gab jede Menge Steine, Geröll und Wurzeln. Uns brannten die Augen und wir mußten viel husten. Das machte diese Tour noch unerträglicher. Den Bergführer hat das alles nicht interessiert. Von Respekt und Achtung den Touristen gegenüber war nichts zu spüren. Am Ende sind wir alle erschöpft, schlechtgelaunt aber unversehrt nach ca. 3 Stunden am Auto angekommen. Es ist nicht auszumalen, in welche Situation uns ein Unfall eines Reiseteilnehmers mitten im Nationalpark gebracht hätte. Am Tag danach ging es mir extrem schlecht. Sowas hatte ich bisher nicht erlebt. Erst nach Tagen wurde es langsam wieder normal. Ich habe der KI die Geschichte mit allen Symptomen geschildert. Das Ergebnis war eine Art allergischer Schock auf fremde Pollen in großen Mengen.
Nachdem wir uns vom Guide und vom Fahrer für den Teil der usbekischen Reise verabschiedet hatten gings zu Grenzkontrolle. Ein Mitreisender bekam aber Probleme. Man wollte von ihm einen Beweis dafür, daß er touristisch in Usbekistan war. Ich hatte das bemerkt und kam nochmal zum Schalter zurück. Auf russisch hat der Beamte mir dann erklärt, worum es geht. Zum Glück hatten wir kurz zuvor ein Gruppenbild gemacht. Das Handy mit dem Gruppenbild habe ich dann beschafft und dem mißmutigen Beamten in die Hand gedrückt. Das hat er dann akzeptiert.
Gleich hinter der Grenzkontrolle machten wir die ersten Erfahrungen mit Tadschiken. Mir waren vorher schon die Gesichter aufgefallen, die mich sehr an Spitzbuben und Betrüger erinnert haben. So solle es auch kommen. Mit freundlichem Lächeln bot uns ein junger Mann einen Transport mit seinem Elektro-Gefährt an. Die Straße sei schlecht, es wären 700 m zu überwinden und es ist heiß. Wir nahmen an. Die Straße war nur 10 m unbefestigt und die Grenze war kaum 100 m entfernt. Der Preis hielt sich in Grenzen.
Unser Guide in Tadschikistan sprach akzeptabel deutsch und berichtet auch viel über die Besonderheiten dieses Landes. Er war nach seinem Abschluß 4 Wochen in Jena und kennt daher auch unsere Denkweise etwas. Als besonderen Unterschied hat er uns das Statusdenken in Tadschikistan erklärt. Den Menschen hier ist es sehr wichtig, was andere über sie denken. Will man z.B. ein neues Handy kaufen und einem gefällt das Modell von Samsung, dann fragt man zuerst, welche Geräte Freude und Bekannte nutzen. Haben die alle eine iPhone, dann kauft man sich auch ein iPhone. Im Bereich der Autos ist das genauso. Vielen Männer arbeiten in Rußland und sparen sich über Jahre Geld zusammen. Wenn sie wieder zurückkommen, wird ein großes Auto gekauft, um seinen Status zu demonstrieren. Oft reichen die Mittel auf Dauer dann nicht mal zu Tanken. Das Auto wird dann wieder verkauft.
Die Frauen hier im Lande sind selbstbewußt und führen die Familie. Hat der Mann aber Gäste eingeladen bekommen diese ein Schauspiel geliefert. Die Frau spielt die Rolle der unterwürfigen Ehefrau und der Mann stellt sich als unangefochtener Herrscher im Hause dar. Diesen Status wollen die Gäste sehen. Haben die Gäste aber das Haus verlassen, ist das Schauspiel zu Ende und die Frau knöpft sich den Mann vor, wenn er seine Rolle nicht ordentlich gespielt hat. Jeder weiß das und spielt das Theater mit.
In einer der Städte entlang der Seidenstraße hat man uns Ausgrabungen gezeigt und über das Leben damals berichtet. Die reichen Händler lebten innerhalb der Stadtmauern und die arme Bevölkerung war draußen ungeschützt. Der große Reichtum hat ständig zu Kriegen geführt. Eine Formulierung unseres Guides hat mich etwas nachdenklich gemacht. Die Reichen Händler sagten über sich selbst, daß sie am Tage die Reisenden betrügen und abends die Einheimischen. Das hat die sog. Juden sehr reich gemacht.
Dieser Umgang mit den Reisenden hat sich erhalten. Wie überall kann man mit Touristen sehr leicht und sehr schnell Geld verdienen. Am ersten Tag in Tadschikistan habe ich mir abends im Hotel eine Büchse einheimisches Bier gekauft. Darauf hatte die Reiseleitung extra hingewiesen. Das Büchschen kostet 5 €. Am nächsten Tag auf dem Markt fand ich die Büchse für nicht mal 1 €.
Mit den Einheimischen macht man es aber nicht anders. Rauchen in der Öffentlichkeit kostet gerne mal über 10 € Strafe. Bei Vergehen im Straßenverkehr ist es ähnlich. Es wird viel geblitzt.
In den 70 Jahren unter sowjetischer Herrschaft wurde vieles anders. Rußland hat das Land beschützt und aufgebaut. Es entstanden Krankenhäuser, Schulen, eine Verwaltung, Straßen und Industrie. Die Natur spielte dabei keine Rolle. Sehr viele Gebäude stehen heute noch.
Obwohl der Krieg mit Afghanistan verloren wurde, bewacht die russische Armee noch heute die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan.
Auf den Straßen gelten besondere Regeln. Da geht es ziemlich rauh zu - nichts für schwache Nerven. Die Mitte der Fahrbahn inkl. Trennlinie gehört den Mutigen. Überholt jemand, dann macht sowohl das Fahrzeug, daß man gerade überholt als auch der Gegenverkehr bereitwillig Platz. Das gleiche gilt für die aggressiven Fahrer in den meist großen Edelkarossen. Diese armen Seelen müssen auch ihren Status zeigen. Es dominieren chinesische Autos aller Kategorien. Taxis müssen zwangsweise elektrisch arbeiten. An einer Ladestation haben wir mit einem Taxifahrer sprechen können, der sein Elektroauto betankt hat. Er sagte uns, daß die Kosten für die Aufkadung seines kleinen Taxis chinesischer Bauart etwa 10% der Kosten für Benzin oder Diesel betragen. Die Ladung ging so schnell, daß die Fahrgäste im klimatisierten Auto sitzenblieben.
An die kleinen Eselkarren auf den Straßen hat man sich etwas gewöhnt. Auch Fahrer, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind, hatten wir oft beobachtet. Eine besondere Situation erlebten wir als mittlerweile abgehärtete Touristen im bergigen Gebiet vor Duschanbe. Ganz oben nach einem mühsamen Aufstieg (oft im ersten Gang) kam plötzlich ein Tunnel. Den hatten einst die Araber gebaut. Schlagartig war es dunkel und die Sicht bei unter 10 m. Nicht nur die Motorisierung unseres betagten Kleinbusses ließ zu wünschen übrig, auch die Beleuchtung war nicht besser als bei einem Trabbi. Der Tunnel war anfangs extrem schwach beleuchtet, später gar nicht mehr. Lüftung gab es nicht. Man fuhr durch ein Gemisch aus Staub und Abgasen. Der Straßenbelag war sehr schlecht - Löcher überall. Einzige Orientierung waren die Lampen der anderen Fahrzeuge. Das hat aber nicht am Überholen gehindert! Insider wußten offenbar, daß der Tunnel keine Kurven hat und überholten in gewohnter Weise. Auch unser Fahrer war mutig. Das hat bis auf eine Ausnahme auch gut funktioniert. Das war durchaus aufregend.
Am Ende des Tunnels lagen gerade noch rechtzeitig sichtbar zwei Kühe am Straßenrand im Dunklen und käuten in Ruhe wieder. Nach dem Tunnel gab es aber zur Erholung eine verdiente Pause. Der Fahrer war wieder einmal der Held des Tages. Er hatte uns schon auf den halsbrecherischen, unbefestigten Wegen ins Gebirge an steilen Anhängen das Fürchten gelehrt. Er war absolut souverän.
Das allgegenwärtige Streben nach Status, Protz und Macht haben wir im Präsidentenpalast in besonderer Form erlebt. Der Präsident ist ähnlich wie Lenin früher allerorts auf Bildern präsent. Wie jeder Herrscher will er seine Größe und Überlegenheit zeigen. Sein Palast ist sehr sehenswert, hat mich aber sehr an Bauten aus der Kriegszeit in Moskau und Berlin erinnert. Die Kollegin, die uns durch den Palast geführt hat, wurde nicht müde zu betonen, daß Tadschikistan und Iran dem arischen Volk entstammen und die Symbole dieses Volkes den Deutschen aus schlimmen Zeiten gut bekannt sind. Das hatten wir im Museum auch schon gesehen.
Bedingt durch die ständigen Kriege und wechselnden Herrscher ist das Volk und deren Kultur sehr durchmischt. Araber, Perser, Russen - alle haben ihre Einflüsse hinterlassen und Sprache, Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft und kulturellen Austausch entwickelt. Die Mongolen haben nur geraubt und gemordet. Die haben nichts als Zerstörung hinterlassen.
Der Unterschied zwischen arm und reicht ist sehr groß. Die Korruption wird auch als sehr groß bezeichnet, ganz anders als in Usbekistan. In den Bergdörfern dominieren kleine Esel als Transportmittel in den Städten kann das Auto nicht groß genug sein. Der Tourismus entwickelt sich langsam. Es entstehen scheinbar protzige Hotels mit dürftigem Service.
Es ist mir nicht gelungen, die Kultur dieses Landes zu verstehen. Die Mischung ist so vielfältig und der Islam ist mir völlig unverständlich. Den unversöhnlichen Kampf der Strömungen des Islam kann ich nicht nachvollziehen. Schön anzusehen sind die gepflegten russisch-orthodoxen Kirchen und der imposante Buddha im Museum. Auch Shiva und Parvati machten deutlich, daß es doch noch mehr als den Islam hier gibt.