Über Weihnachten-Neujahr war ich im Urlaub.
Wie sich doch die Kulturen unterscheiden.
Japan hat eine Kultur, wie ich sie noch nicht erlebt habe.
Unsere lokale Reiseleiterin Mariko spricht zwar nur gebrochenes Deutsch, es reicht aber aus, um etwas über dieses Land zu erfahren.

 

Großstadt

Sehr sehr viele Büros sind nach 19 Uhr noch hell erleuchtet. Angeblich arbeiten die Japaner sehr gern. Überstunden werden erwartet.
Mariko sagt uns, dass hier in Tokyo die meisten Büroangestellten morgens zwischen 8 und 9 Uhr zur Arbeit gehen und erst sehr spät das Büro verlassen. Dann gehen die (meist) Männer aber nicht nach Hause in ihre winzige Wohnung. Sie gehen in eine der unzähligen kleinen Gaststätten und essen hastig.
Auch dabei wird kein Blick vom Handy gelassen. Nachdem ich einige mittelgroße Einkaufsmärkte (wie bei uns z.B. Rewe oder Lidl) gesehen hatte, habe ich eine Vorstellung von der häuslichen Kochkunst der Japaner. Die Zutaten gibt es ja genau hier. Unmengen von vorgefertigten Industrieprodukten gibt es hier.
Viel mehr als bei uns. Alles hygienisch eingeschweißt oder tiefgefroren - passend für die Mikrowelle. Frische Lebensmittel sind selten und teuer.
Außer bei Touristen habe ich hier wirklich noch keine ehrlich entspannten Gesichter gesehen.

 

Arbeitswelt

Die Menschen hier wurden uns als sehr diszipliniert dargestellt, das stimmt aber nicht. Die Frage nach dem Urlaub hat die Lage aufgeklärt. Es gibt 14 Tage Urlaub. Selbst die werden aber nicht genommen, weil man Rücksicht auf seinen Kollegen nehmen muss. Japaner arbeiten in Teams und immer wenn jemand nicht da ist, müssen die Kollegen die Arbeit mit übernehmen. Das führt dazu, dass nur zu besonderen Anlässen wirklich Urlaub genommen wird. Man ist hier sehr an die Firma gebunden, weil es keine Berufsausbildung gibt. Die Leute lernen in einer Firma das, was sie an ihrem Arbeitsplatz brauchen und machen das bis zur Rente. Auf der anderen Seite unterstützt die Firma auch Ihre Angestellten. Selbst große Firmen-Begräbnisstätten haben wir gesehen.
Sehr viele bewegen sich wie Roboter. Ständig unter enormem Druck, immer in Eile und ohne aufzusehen.
Aber nicht alle halten diesen ständigen Druck aus. Die Selbstmordrate soll sehr hoch sein.

Angeblich gibt es, bedingt durch die Insellage, wenig Probleme mit Drogen.
Eine Sehenswürdigkeit ist mir doch in Osaka entgangen. Da ich kein Kneipengänger bin, habe ich den Berichten der Mitreisenden zugehört. Sie waren abends nach dem Abendessen noch auf Kneipentour. In einer Straße sahen sie eine Gruppe junger Mädchen in aufreizender Kleidung. Der erfahrene Reisebegleiter klärte auf, dass dieser Schulmädchen-Strich hier kein Problem darstellt. Das Gesetz lässt sowas zu.

 

Gehorsam

Die Vorschriften hier sind manchmal hirnrissig. Trotzdem hat man zu gehorchen - Beispiel: Unser Bus parkte in einem großen Parkhaus für vielleicht 50 Busse. Es waren aber nur 3 Busse drin - kein Mensch weit und breit. Es waren Laufwege gekennzeichnet. Als wir vom Ausflug kamen, wurden wir von einem der Ordner darauf hingewiesen, dass wir nicht die 5 m direkt zum Bus gehen dürfen. Wir sollten den gekennzeichneten Weg nehmen, der in die Gegenrichtung um die anderen 2 Busse herumführte. Tatsächlich haben sich doch einige dem Druck gebeugt. Eine kleine Gruppe hat sich aber nicht beirren lassen und hat widerrechtlich die 5 m wohlbehalten gemeistert. Interessanterweise haben die Ordner aber keinen zweiten Versuch unternommen, uns aufzuhalten. Andere Touristen konnte ich dann fotografieren, wie sie im Zickzack auf der vorgezeichneten Bahn liefen. Nur der Busfahrer durchschritt in Ruhe die leere Halle auf direktem Weg, ohne sich an den Laufwegen aufzuhalten.

 

Badekultur

Im Gemeinschaftsbad herrschen strengste Regeln. Man geht nackt in den Bereich. Männer und Frauen natürlich getrennt. Der Bereich der Frauen ist zusätzlich mit einem Code oder mit einer Karte geschützt. Wir wurden eindringlich darauf hingewiesen, dass man sich vor dem Bad im bis zu 41 °C heißen Wasser gründlich mit Seife zu waschen habe. Man nutzt dazu einen im Hotelzimmer bereitgestellten Waschlappen (20 x 60 cm). Man seift sich auf einem Schemel sitzend mehrfach ein und spült danach mit Unmengen warmen Wassers die Seife sehr gründlich ab. Dabei ist das Duschen im Stehen streng verboten. Wie man sich im Sitzen den Hintern waschen soll, habe ich nicht herausgefunden. Den besonderen Waschlappen darf man auf keinen Fall mit ins Wasser nehmen. Der wird auch am Ende kräftig ausgewrungen und als Handtuch benutzt (natürlich nur von den artigen Besuchern). Zusätzlich muss man auf dem Weg zum Bad eine im Hotel bereitgestellte Kleidung tragen, die in einer streng festgelegter Weise anzulegen ist. Menschen mit Tätowierungen ist der Besuch strengstens untersagt! Kleine Tätowieren kann man aber vor dem Bad mit Pflaster überkleben. Mariko sagte uns, dass die Japaner zuhause täglich baden. Von Europäern sagt man hier, dass wir stinken.

Sehr gewöhnungsbedürftig war auch eine Duschgelegenheit im Hotelzimmer, bei der man sich auch auf dem bereitstehenden Plasteschemel sitzen sollte, um zu duschen. Auch hier gab es eine kleine Schüssel, deren Zweck sich mir nicht erschloss. Der Brauseschlauch reichte aber zur Not bis in die Badewanne.

 

Frauen

Frauen werden ab Mitte 20 massiv in eine angeblich arrangierte Ehe gedrängt. Sobald sie schwanger sind, werden sie als Arbeitskräfte uninteressant und sind dann nicht mehr erwünscht. Dann werden sie extrem gemobbt, sagte man uns. Der Anteil der Frauen in Leitungspositionen liegt bei ca. 10%. Es gibt wohl 6 Wochen bezahlten Urlaub nach der Geburt, der aber individuell erkämpft werden muss.
Auf die Kinder wird ein unglaublicher Erfolgsdruck ausgeübt. Mittelmaß gilt als inakzeptabel.

 

Energie

In Japan wird alles elektrisch betrieben. Nicht nur Warmwasser, sondern vor allem die Heizung läuft ausschließlich über Strom. Schornsteine sieht man hier nur an Industrieanlagen, nie an Wohnhäusern. Die Klimaanlagen im Sommer sind wohl im Bereich Tokio unerlässlich und stehen auch bei weit über 30°C Außentemperatur auf eisigen 18°C. Räume in Hotels und Gaststätten sind bisher immer furchtbar überheizt. 26°C bis 28°C sind normal. Hier wird Strom ohne Sinn und Verstand verschwendet.
Dabei wird der Strom zu fast 70% aus Kohle und Gas erzeugt. Es gibt wohl 19 Kernkraftwerke, die um 7% der Energie erzeugen. Die radioaktiven Abfälle werden in diesem Hightech-Land nicht verarbeitet. Sie landen in verschlossenen Stollen in den Bergen. Über Gefahren spricht man hier nicht. Auch Fukushima läuft weiter, obwohl das verseuchte Löschwasser unglaubliche Umweltschäden angerichtet hat.

 

Industrie

In Japan ist die Autoindustrie extrem stark und gibt sehr vielen Menschen Arbeit. Der Export macht dieses Land sehr reich.Aber auch zwischen den wenigen Großstädten sieht man jede Menge Industriebetriebe (wie im Ruhrgebiet).

 

Umweltschutz und Nachhaltigkeit

Hier herrscht ein unglaubliches Konsumverhalten. Es wird hier ohne Rücksicht auf die Natur gelebt. Die aggressive und ziemlich schrille Werbung hier ist allgegenwärtig. An allen möglichen Stellen stehen hier Automaten mit diversen Getränken - heiß und kalt. Alles durch die Bank Junkfood. Diese bunten Kästen werden im Sommer gekühlt und im Winter beheizt. Man sagte uns, dass alle Automaten im Land so viel Strom verbrauchen, wie ein Kernkraftwerk produziert!
Unser Bus wird immer gut geheizt. Der Motor läuft den ganzen Tag, auch wenn wir über Stunden draußen unterwegs sind. Auf Autobahnraststätten laufen die Motoren fast aller LKW und vieler PKW durch, auch wenn kein Fahrer im Fahrzeug ist. Auch mit den Regenwürmern geht man hier nicht gut um. Im Studentensommer habe ich mal im Thüringer Wald gelernt, dass Regenwürmer eine enorme Bedeutung
für die Fruchtbarkeit des Bodens haben. Die fressen die auf dem Boden liegenden Blätter, düngen den Boden und lockern ihn auf. Hier werden in krankhaftem Sauberkeitswahn alle Blätter vom Boden entfernt. Man glaubt das nicht, wenn man das nicht selbst erlebt hat.

 

Freundlichkeit

Japaner sind hilfsbereit Fremden gegenüber. Sobald sie merken, dass man Hilfe braucht, bekommt man freundlich Hilfe angeboten. Das ist mir schon im Flugzeug passiert. Japanisches Curry hatte zwar mit einem Curry nach meinem Verständnis nicht viel zu tun, ich habe es aber erst mit Unterstützung der freundlichen japanischen Dame neben mir geschafft, das japanische Essen richtig vorzubereiten. Sie hat gleich eingegriffen, als Sie bemerkte, dass ich mit den Flüssigkeiten in den japanisch beschrifteten Beutelchen nichts anfangen konnte. Die Fischsoße sollte man über die kalten Nudeln gießen.
Das hat die Nudeln aber nicht genießbar gemacht. Das winzige Fläschchen mit Sojasoße war im Curry aber durchaus brauchbar. Auch den Nachtisch habe ich als ungenießbar abgelehnt.

Es war sehr interessant, die Angestellten im Hotel einige Zeit zu beobachten. Hier machte jeder genau das, wofür er offenbar eingeteilt war. Der Kollege am Eingang zum Frühstücksraum prüfte die Berechtigung der Gäste, räumte ab und desinfizierte die Tische heftig. Ein anderer sorgte für Nachschub im Buffetbereich. Ersterem war doch in der ständigen Eile ein Tischlappen heruntergefallen. Der Zweite lief zwei Mal an dem nicht zu übersehenden Lappen vorbei, ohne ihn aufzuheben. Er hatte damit zu tun, die durchsichtigen Plastehandschuhe aufzufüllen, die tatsächlich von Einheimischen benutzt wurden. Erst mit diesen Handschuhen füllten sie sich ihre Teller, bis diese voll waren. Und mit Dingen, die für mich ein einziger Graus waren. Fischsuppe und stark riechenden gebratener Fisch gab es da schon
um 06:30 Uhr am Morgen.

 

Essen - ein Erlebnis der besonderen Art

Schon am ersten Tag habe ich wieder mal für Tumult in der Küche gesorgt - aber wirklich nicht mit Absicht. Da ich keinen rohen Fisch esse, habe ich mich mit Reis begnügt. Etwas Sojasoße hat den Reis dann erträglich, mich nach einem 30 Stunden-Tag aber nicht satt gemacht.
Höflich habe ich mich bei der Reiseleiterin erkundigt, ob es möglich ist, nochmal um eine Schale Reis zu bitten. Sie hat das dann für mich getan und damit begannen aber in der Fischgaststätte die Probleme. Man musste für mich extra frischen Reis kochen. Das dauerte dann natürlich und ich war demzufolge als letzter mit dem für mich sehr spartanischen Mal fertig. Zum Glück hatte ich mir für den Notfall eine Gabel geben lassen. Da ich meinen Reis mit Sojasoße gewürzt hatte, klebte dieser nicht mehr und rutschte trotz größter Mühe von den Stäbchen. Auch Messer gab es in der Kneipe keine. Die Reiseleiterin neben mir hat natürlich meine Essgewohnheiten bemerkt und gegen alle Etiketten in Japan verstoßen als sie mir ein Stück rohen Tunfisch auf den auf dem Tisch für andere Zwecke stehenden Grill gelegt und liebevoll zubereitet. Sicher war das der Lohn dafür, dass ich mich redlich bemüht hatte unter ihrer Anleitung
mit Stäbchen zu essen. Zum Schneiden gab es tatsächlich eine Schere auf dem Tisch! Die habe ich dann auch benutzt. Messer gibt es selbst im Hotel nicht immer. Japaner essen wirklich alles mit den Stäbchen. Und das mit einer unglaublichen Geschicklichkeit und viel schneller als ich das mit Gabel schaffen könnte.

Am Tag danach sollte es aber noch schlimmer kommen. Zum Abendessen gab es wie fast jeden Tag keine Auswahl. Diesmal gab es rohes Rindfleisch, dass man durch eine bereitstehende heiße Brühe schwenken sollte. Das war für mich so abschreckend, dass ich mich an der kleinen Salattheke notdürftig versorgte. Dort gab es auch Eis zum Nachtisch. Das war nicht sonderlich schmackhaft, hat dann aber etwas satt gemacht. Ich versuche mich mit dem Frühstücksbuffet über Wasser zu halten :)
Mariko bemüht sich aber, mich bei den Festbanketten zu unterstützen. Beim hoch gelobten Abendessen mit japanischem Schnitzel im Fast-Food Bereich eines Kaufhauses hat sie extra für mich vegetarisch bestellt. Außer Reis und kaltem fritiertem Gemüse aus der Tüte bekam ich Fischsuppe und Muscheln. Dieses Land ist schon sehr speziell. Dabei haben sich die Japaner früher sehr stark vegetarisch ernährt. Das Essen ist fast ausschließlich Fertigware. Die Küche im Fast-Food Gourmet-Tempel hatte einen Küchenbereich von vielleicht 4 m² mit einer Heizplatte für die Suppe und Möglichkeiten, die Fertignahrung aufzuwärmen.

Ganz besonders fand ich ein Frühstück, bei dem die Tische mit Speisen vorbereitet waren. Morgens um 8 Uhr Fischsuppe und einen Fisch auf einem kleinen Grill zum heiß machen. Sah nett gemacht aus, roch aber ziemlich streng nach Fisch. Als Alternative gab es Salat und Ei. Selbst hart gesottene wünschten sich da zumindest Toast und Marmelade. Obwohl man Obst auf der Straße kaufen kann, ist das hier im Hotel nur selten zu finden. Vielleicht hat man hier keine europäischen Gäste.

Alkohol wird nicht als Droge angesehen und aus allem möglichen hergestellt. Der berühmte Reiswein hat mich an Gurkenbrühe erinnert.
In einem Markt habe ich riesige Wisky-Flaschen mit 4 Litern Inhalt fotografiert. Was ich hier aber vermisse, sind Gewürze.
Der Anteil an fertiger Industrienahrung ist unglaublich groß. Die Suppen werden aus einer Art Brühwürfel gemacht. Die Nudeln gibt es vorgekocht in Plastetüten.
Eine Koch-Kultur gibt es hier offenbar schon lange nicht mehr. Gute frische Lebensmittel sind auch in Gaststätten die absolute Ausnahme.
In einem italienischen Restaurant gab es nach kleinen Vorspeisen als Hauptgang Tiefkühl-Fertigpizza mit leicht verbranntem Boden und einem in Käse ertränkten weichen Teig. Danach Fertig-Spaghetti mit Tomatensoße. Das Besondere an diesem Lokal war aber, dass man an der Bar rauchen durfte. Dorthin haben sich unsere Drogensüchtigen nach dem spartanischen Mal schlagartig abgesetzt. Die Augen dieser Leute strahlten hell vor Freude auf Alkohol und Nikotin. Sehr traurig berichtete man am nächsten Morgen
darüber, dass sie nach einer Stunde freundlich aber bestimmt rausgeschmissen wurden. Es ist hier nicht sittlich, in einer Kneipe längere Zeit zu verweilen. Man isst hier hastig und geht wieder.

 

Religion

Wir haben einen wichtigen buddhistischen Schrein besucht, in dem jeder beten kann. Das war der erste buddhistische Schrein OHNE Buddhastatue, den ich gesehen habe.
Dabei hatte ich auf diversen Reisen schon so manchen Buddhistischen Tempel besucht und das leidenschaftliche Treiben der Gläubigen beobachtet.
Hier ist alles anders und immer mit Geld verbunden. Kleine Wünsche kauft man sich ganz auf die Schnelle.
Am Eingang zum Allerheiligsten stehen Sammelbehälter (bis zu 2,5 m x 1,5 m) mit Gittern, an denen die einzuwerfenden Münzen unüberhörbar gesammelt werden. Nach einer Verbeugung vor dem heiligen Bereich klatscht man zwei Mal in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Gottheit zu erlangen. Dann stellt man sich im Flüsterton vor und äußert seine Wünsche. Mit zwei Verbeugungen verabschiedet man sich. Die meisten Gläubigen schafften das in 5 bis 10 Sekunden!
Für größere Wünsche kann man auch Holzplatten in Postkartengröße kaufen. Diese werden mit Wünschen beschrieben und an einer Wand aufgehängt. Täglich werden Platten abgenommen und verbrannt. Der dabei entstehende Rauch zieht dann in die Luft und soll damit der Gottheit näherkommen. Das steigert die Erfolgschancen für den Wunsch. Als da so andächtig beobachtend in einer Ecke stand, wurde ich von einem der allgegenwärtigen Ordnungskräfte ertappt. Er fragte mich auf englisch, ob alles in Ordnung sei,
was ich ihm durch ein freundliches und wohlwollendes Nicken gern bestätigte. Rumstehen und beobachten war ja nicht verboten und fotografiert habe ich nicht. Offenbar hatte ich mich irgendwie verdächtig gemacht. Hab mich aber nicht vertreiben lassen :) Das angeblich religiöse Geschehen mit dem nicht enden wollenden Getöse durch die relativ wertlosen Münzen fand ich völlig unwürdig.

Was mir hier auffiel, waren die Unmengen an Kameras. Die Überwachung der Straßen und Plätze könnte man ja noch mit einer schnelleren Hilfe in Notsituationen begründen. Wozu man aber im heiligen Tempel und in einem öffentlichen Park gut getarnte Kameras braucht, lässt sich so nicht begründen.

Wir besuchten einige alte shintoistische Schreine. Ausnahmslos waren diese Stätten ohne jegliche Ausstrahlung. Sie hatte so gar keine Energie. Dem allgegenwärtigen Kommerz wird hier alles geopfert. Der Staat übernimmt hier keine Kosten, jeder Schrein finanziert sich selbst. Interessant fand ich einen für Touristen gesperrten Raum, der als Betraum gekennzeichnet war. Darin standen mit Leder bespannte Bänke und an der Kopfseite, wo oft eine heilige Figur oder wenigstens ein Bild zu finden ist, stand eine Kaffeemaschine.

 

Unterwegs

Auf den Häusern sieht man nur höchst selten eine alte Antenne. Es geht alles über das Internet. Leitungen für Strom sind grundsätzlich oberirdisch wegen der Erdbeben.
Es ist so wie überall klinisch sauber.
Unterwegs habe ich ein Bild erhascht, dass mich an DDR-Zeiten erinnert hat. Über einem Industriegebiet hingen große braune Schwaden, wie früher der Qualm im Winter durch das Verbrennen von Kohle.
Unterwegs habe ich auch mal auf den Tacho unseres Busses gesehen, weil wir in einem Tunnel anstatt mit den vorgeschriebenen 50 km/h mit flotten 90 Sachen durchgebrettert sind. Und das haben auf der einspurigen Strecke alle getan. Die Lösung war aber ganz einfach. Mariko sagte mir, dass alle Fahrzeuge einen Blitzwarner nutzen.
In einem Ort kamen wir zeitig auf einem großen Busparkplatz an und der Bus parkte auf einem Stellplatz seiner Wahl. Wir waren der einzige Bus. Eilige erhoben wir uns schon, hatten aber die Rechnung ohne die Hüter des Parkplatzes gemacht. Es hieß - schnell wieder hinsetzen. Ein uniformierter Ordner teilte uns
einen anderen Platz zu. Der festgelegte Platz wurde dann von ihm mit einem Stift auf eine Liste eingetragen. Im Hauptquartier des Parkplatzes saßen der drei uniformierte Ordner.

 

Kaiser Meiji

Er hat das europäische Denken in Japan eingeführt. Angeblich gab es keinen Widerspruch gegen den totalen Verlust der alten japanischen Kultur. Der Sog der westlichen Kultur war nicht zu stoppen. Durch die Öffnung des Landes kam viel fremdes Kapital ins Land und hat die Wirtschaft enorm angekurbelt. Das dadurch gestiegene Lebensniveau will hier keiner mehr aufgeben. Seither geht es im Land aufwärts in eine Kultur, die ohne Rücksicht auf Natur und Mensch nach Wachstum und Geld strebt.

 

Zwischenmenschliche Beziehungen

Nachdem ich in der Öffentlichkeit selbst zwischen jung verliebten Paaren so gar keinen Austausch von Zärtlichkeiten beobachten konnte habe ich nachgefragt. Sowas ist hier absolut tabu. Nur Touristen dürfen sich an den Händen halten. Auch im Umgang mit Kindern geht es eher kühl zu.

 

Gesundheit

Meine alte, erfahrene Hausärztin hat mir mal erklärt, dass man den natürlichen Schutz der Haut nicht jeden Tag mit aggressiver Chemie zerstören soll. Hier denkt man darüber offensichtlich ganz anders. Auch die Nase zu putzen habe ich als Kind gelernt. Das ist hier verpönt. Die Japaner ziehen lautstark alles hoch, was die Nase gern verlassen möchte. Das musste ich mal am Frühstückstisch neben mir die ganze Zeit ertragen. Jetzt verstehe ich auch die vielen Masken. Das Volk ist einfach krank und auch nicht abgehärtet. Die haben sicher ständig Angst vor Infektionen. Und dann noch diese Unmengen an ungesunden Lebensmitteln. Den hoch gelobten Fisch und das angeblich tolle Kobe-Fleisch können sich die normalen Leute hier nur selten leisten, hat uns Mariko berichtet.

 

Hiroshima

Als einzige Sehenswürdigkeit sahen wir das Museum und den Park, die zur Erinnerung an den Abwurf der Atombombe 1945 geschaffen wurden. Der Besuch wurde uns freigestellt, weil das offenbar nicht jeder Tourist sehen will. Nach allgemeinen Informationstafeln hat man hier ein Horrorkabinett mit Bildern und Exponaten geschaffen, das sich auch Kinder ohne Altersbeschränkung ansehen müssen. Das hat mich an den Besuch in Buchenwald während meiner Kindheit erinnert. Wir hatten viel Zeit und ich habe nach den Namen und Bildern von den Verantwortlichen für diese Tragödie gesucht - ohne Erfolg. Selbst der Name von Robert Oppenheimer wird nicht erwähnt.

 

Kloster

In der Pilgerstadt Koya haben wir in einem Kloster übernachtet. Draußen waren 6°C und drinnen nicht viel mehr. Der Atem kondensierte. Als erstes saßen wir fröstelnd in einem niedrigen, düsteren Betraum. Dort hat und der Chefmönch zuerst erklärt, was wir hier alles kaufen sollten. Man bot ein Glas Bier
für 5 € und eine kleine Hölztafel für 7€ (für die Wünsche zur anschließenden Verbrennung) an. Das kalte Abendessen war wie so oft nicht zu genießen. Es blieb wieder beim Reis.

Auch das warme Gemeinschaftsbad war diesmal anders. An einem Zettel am Eingang stand, dass Tatus hier kein Problem darstellen.
Das Frühstück am nächsten Morgen haben wohl über 90% der Gäste unangetastet gelassen. Nur den Tee konnte man brauchen. Der tat gut in der kalten Bude. Nur unsere Reiseleiterin und der Fahrer haben kalten Reis und versalzenes, saures Gemüse gegessen. Bei der Gruppe Amerikaner im Raum ging alles komplett zurück.
Eine weitere Besonderheit hier war, dass man selbst im Gebetsraum fotografieren durfte.

Die Wände der Zimmer sind aus Holz mit Papier bespannt. In den Räumen tönte eine Gasheizung ziemlich laut. Die musste ich morgens um 5 Uhr doch wieder einschalten.
Geschlafen wurde auf Strohmatten und einer dünnen Matratze direkt auf dem kalten Boden.
Das Kloster war eine einzige Zumutung.

Japan war eine Erfahrung, die man nicht zweimal braucht. Das ewige Lächeln ist nur aufgesetzt.


PS:
Es gab sehr interessante Rückmeldungen auf meine Urlaubsmail. Zwei ältere Herren haben sich bedankt und meine Eindrücke noch verstärkt.
Einer war dienstlich dort und hat meine Eindrücke bestätigt. Das Berufsleben ist seiner Meinung nach noch belastender. Im Prinzip leben die Leute dort im Feudalismus als willenlose Untertanen.
Der zweite Mann hat von seinem Besuch bei einem Schulfreund in Kyoto berichtet. Der hat es satt und ist mittlerweile nach Deutschland gezogen, um seinen Kindern die japanische Welt zu ersparen.

 

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kloster_raum fur zeremonien
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kreuzung in tokyo
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