Ein Traumurlaub ist zu Ende.
Er begann in Singapur nach einem langen Flug und einem heftigen Gewitter, das wir im Hotel verschlafen haben. Dann erkundeten wir diese beeindruckend saubere Stadt zu Fuß. Als Sprungbrett ist ein Stop hier ideal. Schon die Flugbegleiter von Singapur Airlines waren überaus freundlich und zuvorkommend.
Nach 2 Tagen ging es aber dann weiter nach Bali.
Die Kultur, die Kunst, die Menschen und die Natur auf dieser ganz besonderen Insel waren ja unser Ziel. Wir hatten über eine lokale Agentur ein Fahrzeug mit Fahrer / deutschsprachigem Reiseleiter gebucht. Schon die Abholung am Flughafen war beeindruckend und letztlich auch typisch für Bali.
Der Ausgangsbereich war üppig österlich geschmückt! - und das in einem hinduistischen Gebiet! Happy Eastern stand auf liebevoll bemalten Eiern.
Unser Reiseleiter spricht ausgesprochen gut deutsch und konnte unsere Frage nach dem Osterschmuck lächelnd beantworten. „Wir sind hier auf Bali sehr tolerant“ war die einfache Antwort. Davon konnten wir uns auf der Reise noch oft überzeugen. Gerade auf der Fahrt vom Flughafen ins erste Hotel konnten wir eine Kirche direkt neben einem hinduistischen Tempel sehen. Dabei leben die wenigen Prozent Christen offenbar eher in der Nähe der Hauptstatt. Der Rest der Insel zeigt ein friedliches Zusammenleben von Hindus, Buddhisten und Moslems. Dabei ist es aber so, daß man schon Unterschiede sehen konnte. Die Moslems konzentrieren sich auf den Handel und betreiben diverse Geschäfte. Die Einheimischen sind nach wie vor sehr stark in der Landwirtschaft eingebunden und wie vor hunderten von Jahren in großem Maße Selbstversorger. Die bergigen Reisterrassen werden wohl auch in der Zukunft von Hand bearbeitet. Nur an ganz wenigen ebenen Feldern sieht man einfache Maschinen. Wir haben Bauern beim Dreschen des Reises per Hand zugesehen.
Große Betriebe sucht man auf dieser glücklichen Insel vergebens. Der Tourismus ist hier die Haupteinnahmequelle. Vielleicht versucht man deshalb auch eine ganz besondere Regelung durchzusetzen. Im Nordwesten sieht man schon die große Insel Java, die wie in Indonesien üblich fast ausschließlich moslemisch geprägt ist. In diesem Bereich der Insel ist auch die Anzahl der Moscheen größer. Unser Reiseleiter berichtete darüber, daß hier die Vertreter dieser Religion als fanatisch und intolerant bekannt sind. Das merkt man besonders daran, daß selbst in dieser touristisch wichtigen Region von den Moscheen mehrmals täglich über die großen Lautsprecher ein unangenehmer Singsang die Stimmung trübt. Selbst am Sonntag morgens um 5 Uhr hat man dort keine Gnade mit den Erholungsuchenden. Meine diesbezügliche Nachfrage beim Reiseleiter brachte zutage, daß es tatsächlich Bestrebungen gibt, die Lautsprecher an den Moscheen zu verbieten. Selbst die für mich tolerantesten Menschen auf der Welt wehren sich gegen die diese Kultur.
Ansonsten leben die Menschen dort seit vielen Generationen äußerst friedlich miteinander. Die bei uns selbst geschaffenen Probleme mit fremden Menschen gibt es dort nicht. Dabei ist die Lösung denkbar einfach. Hindus stellen so um 90% der Bevölkerung und sind ihrem Glauben noch immer sehr verwachsen. Vegetarier sind sie hier nicht. Auch die religiöse Erziehung der Kinder obliegt der Familie und wird sehr ernst genommen. Es gibt keine Sozialhilfe oder Arbeitslosenunterstützung. Einwanderer kommen ins Land um zu arbeiten und balinesisch zu sprechen (und englisch). Wie einfach doch die Welt sein könnte. Diese Menschen auf Bali sind fleißig, äußerst zufrieden und leben wesentlich harmonischer als die Menschen in der westlichen Welt. Wir haben diverse Zeremonien in Tempeln beiwohnen können und immer wieder in die Augen glücklicher Menschen gesehen. Das hat so gutgetan. Keine Gier, keine Statussymbole und ein harmonisches Miteinander in kleinen Gemeinschaften. Selbst bei Bestattungszeremonien sind viele Menschen aktiv dabei und ehren die Verstorbenen.
Ich bin sicher, daß die Menschen ihre Kultur noch sehr lange bewahren werden. Die Besonderheiten hier beschränken sich nicht nur auf die geographische Besonderheit der Insel, den aktiven Vulkanismus und die Vorstellungen der hinduistischen Gedankenwelt. Großindustrie und Massentourismus wird es hier nie geben. Ich habe in Sanur die Ruine eines größeren Hotels gesehen, daß bei meinen letzten Besuch noch betrieben wurde. So etwas läuft hier offenbar nicht. Auch die Strände in der Hotelgegend sind kaum genutzt. Abseits der Gegend um die Hauptstadt findet man im Inland das ganze Gegenteil. Den kleinen sehr liebevoll gestalteten und überaus freundlich geführten Hotels geht es ausgezeichnet.
In der Künstlerstadt Ubud waren zwar die Fußwege eine einzige Katastrophe, die Stimmung in dieser Stadt war aber ganz besonders. Wir besuchten ein ausgezeichnetes Museum mit integriertem Hotelbetrieb. Hier hat sich eine einheimische kunstinteressierte Familie einen Traum erfüllt. Man kann kleine Bungalows in unterschiedlichen Ausstattungen mieten. Auch separate Pools vor den kleinen Häuschen sahen wir oft. Das ganze Gelände war kunstvoll gestaltet. Tolle gärtnerische Gestaltung mit vielen Skulpturen machen dieses Fleckchen zu etwas besonderem. Als wir dort vor dem Museum rasteten, sprach uns ein älterer Herr an und zeigte uns den Eingang zum Hotel und das Museumscafe. Während des Gespräches stellte sich dann heraus, daß der vermeintliche Gärtner von 25 Jahren die beeindruckenden Skulpturen an Eingang eigenhändig in den Stein geschlagen hat.
Wir erfuhren, daß es auf Bali üblich ist, junge Mensch innerhalb der Familie in diesen Künsten auszubilden. Das war schon immer so und somit ist jeder hier Steinmetz, Schnitzer, Maler, Gärtner ... Das gleiche erfuhren wir später noch oft.
Die Künstlerstadt hat uns aber noch ein ganz besonderes Erlebnis beschert. Beim letzten Besuch hatte uns der König von Tapanan zu einem Gespräch eingeladen. Diesmal wollte das Schicksal uns wieder überraschen. Beim abendlichen Schlendern durch die Stadt blieben wir an einer Ausstellung mit außergewöhnlich guten Fotos kleben. Die Bilder im Treppenhaus lockten uns dann in die obere Etage. Dort wurden wir von einer jungen Frau darauf hingewiesen, daß man dort gerade eine Veranstaltung für den Abend vorbereitet. Weil ich aber im Urlaub wirklich keine Uhr gebraucht habe, bat ich die junge Dame um die aktuelle Uhrzeit. Sie gab die Frage an einen Herrn in der Nähe weiter. Das aber war Sebastian, der Star des Abends. Dieser freundliche Mensch verriet und nicht nur die aktuelle Uhrzeit, sondern auch viele bemerkenswerte Episoden aus seinem Leben. So verschaffte uns das Schicksal Einblick in das Leben dieses Künstlers und in seine Sicht auf das Leben der Menschen in der Welt. Er berichtete uns schon in diesem ersten Gespräch davon, daß er gerne Porträts von Menschen fotografiert und sich vorher immer mit den Menschen und deren Leben auseinandersetzt. So berichtete er uns von Menschen aus Südamerika, deren besondere Frisuren er der Menschheit bewahren wollte. Vor Ort erfuhr er aber, daß der Staatchef dort auf blutigste Art die Minderheit ausgerottet hat und das nach diesem Diktator Straßen und Plätze benannt sind. Die Betroffenheit in seinen Schilderungen war nicht zu überhören. Während der abendlichen Veranstaltung sollten die Besucher aber noch mehr aus dem Leben dieses Menschen erfahren. Mit einem Freund zusammen hat er für Profifotografen einen Workshop in Myanmar durchgeführt. Eine Auswahl seiner Bilder wurde dabei gezeigt und über die verwendeten Techniken gesprochen. Nachdem dort die Militärdiktatur abgelöst wurde, führt er oft Menschen in dieses Land. Im Vortrag wurden Bilder von Kindern in einem Kloster gezeigt. Man berichtete darüber, daß die Kinder nicht lachen und man die Leiter des Klosters dazu um Hintergrundinformationen gebeten hat. Die Antwort war erschütternd. Eltern aus der Gegend dort geben ihre Kinder im Kloster ab, um ihnen das Überleben zu sichern. Immer wieder erschießen rivalisierende Banden in den Dörfern die Bewohner. Dabei werden Frauen und Kindern nicht verschont. Die Menschen dort sind aber so arm, daß sie ihre Kinder nicht besuchen können. Die beiden Künstler sammelten daraufhin Geld und besorgten einen Bus, der die Eltern der Kinder ins Kloster bringt. Das machen diese Helfer nun jedes Jahr. Die Hochachtung der Anwesenden kann man sich sicher leicht ausmalen. Offenbar hatten viele der Anwesenden die gleiche Vorstellung von den wirklich wichtigen Dingen im Leben. Wie die meisten im Auditorium konnten auch wir uns nach der Veranstaltung persönlich bei den beiden Akteuren bedanken und verabschieden.
Mit einer Frau aus Australien und einem Herrn aus Kanada kamen wir vor der Veranstaltung auch in ein angeregtes Gespräch zu Thema Umweltschutz. Das ist auf Bali ein großes Thema und auch ein großes Problem. Die Beiden bauen eine Green School auf, die als Besonderheit eine Ausbildung in den Bereichen der Umwelt bietet.
Vielleicht ist doch die westliche Welt mit ihrer Gier nach Profit nicht die Krönung der Menschheit. Wir haben Menschen kennengelernt, die nach anderen Werten streben.